Eine Million Elektroautos bis zum Jahr 2020: Das war 2008 das Ziel, das sich die frühere Regierung in Sachen Nationaler Entwicklungsplan Elektromobilität gesetzt hatte. Mittlerweile ist die Regierung eine neue, aber die Ziele bleiben die alten. Obwohl Bundeskanzlerin Angela Merkel wegen schleppender Verkaufszahlen die geplante Million bezweifelte, sollen bis 2020 noch immer so viele Elektroautos wie möglich auf deutschen Straßen fahren. Staatliche Zuschüsse zum Ausbau der E-Mobilität gehen deshalb in die Verlängerungsphase. Zeit für einen Blick auf den Umweltbonus.
1. Alter Bonus, neue Richtlinien
Seit dem 03.03.2018 gelten wegen der enttäuschenden Entwicklung neue Richtlinien für den Umweltbonus. Das bisherige Doppelförderungsverbot ist aufgehoben. Dadurch nimmst Du als Autofahrer bei Bedarf an mehreren Förderprogrammen gleichzeitig teil. Außerdem wurde die Steuerfreiheit für Elektrofahrzeuge von bisher fünf Jahren auf zehn Jahre verdoppelt.
Neuerungen betreffen außerdem gewerbliche Leasingfahrzeuge, die den geregelten Anteil am Bundesbonus ab sofort inklusive der Mehrwertsteuer auszuweisen haben. Hinsichtlich der Förderungsberechtigung hat sich wenig verändert. Zu den Berechtigten zählen neben Privatpersonen und Unternehmen Körperschaften, Stiftungen und Vereine.
Viele Autohersteller erweitern ihren Pflichtanteil am Umweltbonus um einen zusätzlichen Zuschlag. So wird das Förderprogramm auch dazu genutzt, die Absatzzahlen der eigenen Marken zu stärken.
Folgende Änderungen wurden für den Umweltbonus getroffen:
- Aufhebung des Doppelförderungsverbotes
- Aufnahme vom Tesla Model S mit in die BAFA-Liste
- Zum 01.09.2018 Umstellung des Messverfahrens nach WLTP
- Bei Abtretung bei gewerblichem Leasing ist der Bundesanteil inklusive Mehrwertsteuer auszuweisen.
Diese Fahrer erhalten fortan die Förderungssumme
Du erhältst einen Zuschuss beim Kauf oder Leasing neuer Elektrofahrzeuge, die im Basismodell einen Listenpreis von maximal 60.000 Euro verzeichnen. Neben 4.000 Euro für reine Batterieelektroautos gibt es für teilelektrische Plug-In Hybride (Außenlader) 3.000 Euro. Diese Summen teilen sich Bundesregierung und Hersteller zu gleichen Teilen. Zusätzlich betrifft die Förderung Elektroautos wie Brennstoffzellenfahrzeuge und Fahrzeuge mit weniger als 50 Gramm CO2-Emission pro Kilometer. Vorausgesetzt ist, dass Du das neu gekaufte Auto in Deutschland führst.
Zur Antragstellung stellt Dir das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in der Förderdatenbank Formulare bereit. Das Amt interessiert sich neben dem Kaufpreis und Fahrzeugmodell auch für das Erwerbsdatum, für das bei förderfähigen Autos der 18.05.2016 als Grenze rückwirkend zu betrachten ist. Im Leasing-Fall beauftragst Du bei Bedarf Deinen Händler mit dem Antrag. Wichtig ist, dass ein Vertrag mit ausgewiesenem Förderanteil des Herstellers beiliegt. Maximal neun Monate nach eingegangenem BAFA-Zuwendungsbescheid legst Du einen Verwendungsnachweis vor. Dieser besteht aus:
- Verwendungsformular
- Rechnungskopie
- Zulassungsbescheinigung Teil I und II
Mehr als 150 förderberechtigte Fahrzeuge findest Du auf der offiziellen BAFA-Liste der Förderdatenbank. Mit über 11.000 gestellten Anträgen zur BAFA Förderung führt BMW vor VW, Smart, Renault und Audi. Vorsicht gilt beim Tesla Model S: Nur Verträge ab dem 06.03.2018 sind förderfähig.
Die Angebote einiger Marken in der Übersicht
Damit Autofahrer wissen, welcher Hersteller welche Umweltprämien anbietet und dabei nicht den Überblick verlieren, hat der ADAC eine Übersicht erstellt. Dort liest Du, welche Bedingungen gelten, welche Boni Du zu erwarten hast und was mit Deinem Altfahrzeug passiert.
2. Weitere Modelle der E-Mobilitätsprämie
E-Fahrzeuge kosten Dich in der Anschaffung noch immer mehr als ein Dieselfahrzeug. Lass Dich davon allerdings nicht abschrecken. Neben den staatlichen stehen Dir noch weitere Förderprogramme zur Verfügung, die bei voller Ausschöpfung der Umweltprämie anfallen.
Die Stadt München prämiert allein die Verschrottung Deines Altfahrzeugs mit bis zu 1.000 Euro. Das hat guten Grund: Schließlich verbesserst Du durch E-Mobilität die Luft in der Innenstadt. Weitere E-Mobilitätsförderungen gibt es seitens der Banken.
Denke nicht nur an staatliche Zuschüsse und Steuervorteile: Auch das Umweltprogramm des Bankinstitus KfW hält Fördermöglichkeiten für Dich bereit.
Welche weiteren Fördermodelle gefordert werden
Trotz Umweltbonus, Ausbau der Ladestationen und investierten Forschungsgeldern fordern Experten wie Kurt Sigl (Präsident des Bundesverbands eMobilität) weitere Fördermodelle, um die schnelle Verbreitung der E-Mobilität zu unterstützen. Diese Form der Marktaktivierung soll einen zusätzlichen nennenswerten Beitrag zur Schadstoffreduzierung leisten. Kurt Sigl spricht in diesem Kontext gezielt Berufsgruppen wie Handwerker an, die für ihre Arbeitsmaterialien auch in deutschen Innenstädten noch immer ein Auto brauchen.
Die geplanten Fahrverbote im innerstädtischen Raum reichen seiner Meinung nach nicht, um Unternehmen zur Anschaffung eines Elektrofahrzeugs zu motivieren. Stattdessen schlägt er ein gestaffeltes Fördersystem für Berufsfahrzeuge vor. Der Staat solle in voller Summe für die Mehrkosten aufkommen, die durch den jeweils ersten E-Firmenwagen eines Unternehmens entstehen. Für jedes zweite Firmenauto mit Elektrobetrieb fordert er eine staatliche Mehrkostenbeteiligung von 80 Prozent. Bei jedem Dritten würden bereits 70 Prozent genügen.
3. Umweltbonus fördert Ladestationen
Die Umweltprämie für Fahrzeuge ist also nicht der einzige Bonus, von dem Du in Bezug auf Elektromobilität profitierst. Zur Verbesserung der Ladeinfrastruktur verteilt die Bundesregierung außerdem Zuschüsse für Ladestationen. Bis zu 30.000 Euro gibt es für teilweise öffentliche DC-Schnellladestationen. Ladepunkte bis zu 22 kW erhalten zumindest noch Maximalzuschüsse von 2.500 Euro. Seit 2009 sind fünf Milliarden Euro in das Projekt geflossen. 300 weitere Millionen sind bis 2020 geplant.
Für Unternehmen mit teilweise öffentlichen Ladestationen am Arbeitsplatz gibt es zusätzliche Einkommensteuervorteile, falls sie Mitarbeitern den Ladevorgang während der Arbeitszeit erlauben. Zusätzliche Lohnsteuervorteile von 25 Prozent erhalten sie auf alle geldwerten Vorteile.
4. Verhaltenes Interesse am Umweltbonus
Bis Ende März 2018 wurden für Elektroautos nur 17 Prozent der ursprünglich geplanten 1,2 Milliarden Euro ausgeschüttet. Die vergebenen 206 Millionen verteilen sich auf 57.549 Anträge: 33.318 davon erhielten je 4.000 Euro für reine E-Autos. 24.214 Mal erhielten Plug-in-Hybride eine Umweltprämie von 3.000 Euro. Deshalb sind mittlerweile Verlängerungen der Prämie vorgesehen.
Laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) befinden sich am 01.01.2018 von einem zugelassenen Gesamtbestand von 46.474.594 PKW exakt 53.861 Elektroautos und 44.419 Plug-in-Hybride auf deutschen Straßen. Neben 26.561 Privatpersonen haben bislang nur 29.906 Unternehmen Umweltprämien in Anspruch genommen.
Bis zum ursprünglichen Ablauftermin im Juni 2019 ist bei den aktuellen Zahlen nicht mit der Ausschöpfung geplanter Fördermittel zu rechnen. Damit die anteilig durch den Bund und die Hersteller bereitgestellte Förderung für Elektroautos nicht verfällt, will Bernhard Mattes, der Chef des Automobilverbandes, den Termin auf Ende 2019 verlegen. Den schleppenden Erfolg der Umweltprämie führt er im April 2018 vorwiegend auf infrastrukturelle Probleme zurück. Zustimmung erhält er vom Chef der Nationalen Plattform Elektromobilität, der im Bezug auf Elektroautos zumindest Fortschritte erkennt.
Wegen mangelnder Ladestationen nicht einladend genug
Dass die staatliche Prämie für Elektrofahrzeuge auch heute längst nicht die eigentlich geplanten 300.000 Fahrzeuge bezuschusst, liegt laut Mattes nicht zuletzt an mangelnden Ladestationen. Unter den 11.000 zugänglichen Ladeeinheiten existieren in Deutschland derzeit nur rund 560 Schnellladepunkte. Verbände und Branchenexperten gehen davon aus, dass der Umweltbonus für Autobesitzer erst nach einem Ausbau wirklich einladend wirkt.
Katherina Reiche, die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes kommunaler Unternehmen, spricht den Stadtwerken eine Schlüsselposition in Sachen Elektromobilität zu. Was den Durchbruch deutscher Elektrofahrzeuge betrifft, müssen die Stromverteilnetze ihrer Meinung nach zugunsten der Ladeinfrastruktur angepasst werden. Trotzdem bleibt das Thema Ladestation nicht das einzige Problem deutscher Elektromobilität. Verbrennungsmotoren kämpfen laut Kurt Sigl bei uns weiterhin mit großem Erfolg gegen E-Autos an.
Benziner bleiben bisher billiger
Solange parallel zum Umweltbonus Verbrennungsmotoren gefördert werden, hält Kurt Sigl den Durchbruch der Elektromobilität für ausgeschlossen. Allein die aktuellen Diesel-Umstiegsprämien von Weltmarktführern der Autobranche geben Autobesitzern anscheinend Grund genug, Verbrennungsmotoren trotz Umweltprämie den Elektroautos vorzuziehen.
„Abwrackprämien stellen jegliche Förderung der Elektromobilität in den Schatten.“
Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbandes eMobilität
In einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK begründen Autofahrer ihre Skepsis gegenüber Elektroautos mit mangelnden Ladestationen, geringer Reichweite und hohen Anschaffungspreisen. Laut ADAC bleibt die Mehrzahl aller E-Autos pro Kilometer deutlich teurer als Benziner.
5. E-Mobilität: So stehen die Chancen
Die Bundeskanzlerin bekennt sich aktuell wieder zur ursprünglich geplanten Million Elektroautos für 2020. Die GfK-Umfrage kommt dagegen nicht zu dem Schluss, dass Prämien wie der Umweltbonus das Kaufinteresse der Bevölkerung antreiben. Noch immer stellt sich nur jeder siebte Bürger vor als nächstes ein Elektroauto zu kaufen. Ob geplante Verbesserungen der Ladeinfrastruktur daran noch etwas ändern, zeigt sich spätestens 2020.
Bisher sind die meisten Elektrofahrzeuge in Nordrhein-Westfalen (12.125 Anträge), Bayern (11.794 Anträge) und Baden-Württemberg (10.767 Anträge) unterwegs.