Beim Einsatz in Motorbooten wird LPG-Kraftstoff statt Autogas häufig als sog. Bootsgas bezeichnet. Dem einen oder anderen Camper dürfte Autogas daher auch als LPG bekannt sein, denn beim Camping wird LPG gerne zum Heizen und Kochen verwendet. Bereits in den 70er Jahren war Autogas in Italien stark verbreitet und ist es bis heute geblieben. Auch die gesamte Autobusflotte der Wiener Verkehrsbetriebe fährt mit Autogas.
Die Qualitätsanforderungen an Autogas sind europaweit einheitlich in der DIN EN 589 geregelt. Das Butan / Propan Gemisch wird je nach Jahreszeit in einem veränderten Mischungsverhältnis an den Tankstellen angeboten. So wird den temperaturbedingten Anforderungen Rechnung getragen. Neben Butan und Propan, die im Prinzip geruchlos sind, werden dem Autogas / LPG - Kraftstoff vom Hersteller verschiedene Duftstoffe beigemengt. Damit kann ausgetretenes Autogas an einem charakteristischen Geruch erkannt werden.
Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung (Kohlenwasserstoffe) ist Autogas mit Benzin verwandt und kann nach einer entsprechenden Umrüstung in Ottomotoren sowie einigen Dieselmotoren verbrannt werden. Bei atmosphärischem Luftdruck gasförmig, geht Autogas bei etwa 10 bar in einen flüssigen Aggregatzustand über. Autogas ist in Autogastanks in flüssiger Form gespeichert. Mit seinem Dichtequotienten von 1,55 ist Autogas schwerer als Luft, sammelt sich also am Boden (siehe auch Abschnitt "Sicherheit" weiter unten auf dieser Seite).
Quicklinks Autogas Kraftstoff:
- 1. Autogas und Umwelt
- 2. Autogas Sicherheit
- 3. Treibstoffkosten
- 4. Tankstellen-Netz
- 5. Versorgungssicherheit
1. Autogas und Umwelt
Autogas hat im Vergleich zu anderen Kraftstoffen eine sehr gute Ökobilanz. Da Autogas als Nebenprodukt bei der Gewinnung von Erdöl oder als Abfallprodukt in Raffinerien anfällt bedarf es keiner aufwendigen Aufbereitung. Aus Sicherheitsgründen wird lediglich ein Geruchsstoff zugefügt (siehe Abschnitt "Sicherheit").
Autogas verbrennt umweltfreundlicher als Benzin. Die ausgestoßenen CO-, HC- und NOX-Anteile sind deutlich geringer als bei der Verbrennung von Benzin oder Diesel, wobei z. B. der Ausstoß von Stickoxiden gegenüber der Benzinverbrennung um
etwa 80 % reduziert ist. Der Schadstoff Schwefel ist grundsätzlich nur in geringem Maße im Autogas vorhanden. Gegenüber Dieselfahrzeugen wird Autogas also fast rückstandslos verbrannt, unverbrannte Kohlenwasserstoffe reduziert. Zudem lassen sich Autogas-Abgase durch die bessere chemische Verwertbarkeit bereits bei niedrigeren Temperaturen in Fahrzeugkatalysatoren umsetzen. Damit entsteht fast kein Feinstaub. Über Fahrverbote und Umweltzonen können Halter von auf Autogas umgerüsteten Fahrzeugen also nur lächeln. Die Emission von gesundheitsschädlichen Abgas-Bestandteilen wie Benzol, Aldehyden oder polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) ist deutlich geringer.
Busse und Nutzfahrzeuge mit einem gut eingestellten Autogasanalge unterschreiten bereits heute die von der Europäischen Union festgelegten Grenzwerte der Norm EURO 5. Auch PKW mit einer modernen vollsequenziellen Autogas-Anlage können mitunter schon jetzt diese Grenzwerte einhalten. Im gleichen Zuge vermindern sich die CO2-Emissionen um rund 15 % gegenüber Benzin! In Abhängigkeit vom Propan/Butan Mischungsverhältnis betragen die CO2-Emissionen zwischen 1740 g und 1780 g pro Liter Autogas. Deshalb ist Autogas immer wieder als eine praktikable Übergangslösung bis zur serienreifen Verfügbarkeit von Antriebskonzepten mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb im Gespräch. Halter von Autogas-Fahrzeugen leisten also einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.
Zu guter Letzt erfolgt Autogasverbrennung bei erhöhter Laufruhe. Letztere ist auf die hohe Klopffestigkeit von 105 bis 115 Oktan zurückzuführen. Der Verbrennungsvorgang von Autogas im Motor verläuft deutlich leiser und ist oft nur halb so laut wie der Verbrennungsprozess eines Dieselmotors.
Als einziger ernstzunehmender Nachteil von Autogas gilt seine Trockenheit. Da Autogas trocken und frei von motorschützenden Additiven ist, kann es bei Fahrzeugen mit ungehärteten Ventilen in Folge der mangelnden Schmierung zu Schäden an den Ventilen kommen. Dem kann durch Verwendung von Kraftstoff-Additiven entgegen gewirkt werden. Details dazu finden Sie im Service Bereich unter Autogas Zubehör und Additive. Im direkten Vergleich mit Benzin entsteht je nach Gasanlage ein volumetrischer (Liter vs. kg) Mehrverbrauch von 5 bis 20 % für LPG, da LPG Autogas eine geringere Dichte als Benzin aufweist. Dem gegenüber steht der etwa 70 % geringere Literpreis (siehe unten).
Ein Vergleich:
Superbenzin mit 95 Oktan hat eine Dichte von ca. 0,76 g/cm3, Autogas (rund 108 Oktan) je nach Mischungsverhältnis zwischen 0,51 und 0,56 g/cm3. Daraus scheint sich zunächst ein Mehrverbrauch von 40 % zu ergeben, der jedoch durch den höheren Brennwert des Autogases (46.1 MJ/kg (12.8 kWh/kg) gegen 43.6 MJ/kg (12.1 kWh/kg)) auf theoretisch 33 % verringert wird. Durch den Verbrauch von Startbenzin (und dessen Vernachlässigung in der Verbrauchsberechnung) sinkt der theoretische Mehrverbrauch von 33 % je nach durchschnittlicher Streckenlänge auf praktisch 5 bis 25 %. Je höher der Kurzstreckenanteil ist, desto geringer ist der Autogas typische Mehrverbrauch.
2. Autogas Sicherheit
Zum Thema Sicherheit schreibt der ADAC: "Es gibt keine Hinweise aus der Praxis, dass bei diesen Fahrzeugen ein erhöhtes Sicherheitsrisiko besteht, auch nicht aus jenen Ländern, wo relativ viele Autogasautos zugelassen sind. Crash- und Brandtests zeigen, dass Autogasautos nicht gefährlicher sind als vergleichbare Benzinfahrzeuge." Der Grund: Autogastanks und deren Rohrverbindungen sind mit unterschiedlichen Sicherungssystemen ausgestattet: So ist der Füllleitungsanschluss mit einem speziellen Rückschlagventil versehen, das bei einem Rohrabriss das Austreten von Gas verhindert. Dazu kommt, dass die Gasleitung in den Motorraum direkt bei der Tankentnahme mit einem Magnetventil gesichert ist, welches bei einem Abriss des Gasstroms sofort schließt. Bei einem zu hohen Druckverlust schaltet das Gassteuergerät sofort auf 0 Volt; das Gasventil wird geschlossen. So ist auch gewährleistet, dass im Falle eines Unfalls mit Abriss der Stromversorgung das entsprechende Magnetventil auf jeden Fall geschlossen ist. Dazu kommt, dass Autogastanks im Allgemeinen aus Stahl und damit äußerst widerstandsfähig bei Kollisionen sind.
Ein 2008 vom ADAC durchgeführter Heckcrash und Brandtest* mit einem auf Autogas umgerüsteten Opel Astra Caravan bestätigte die Sicherheit von Autogas nochmals. Der im Test in der Reserveradmulde untergebrachte Gastank nahm beim Aufprall keinen Schaden. Auch sämtliche Leitungen und Verbindungsstücke hielten durch die Aktivierung elektromagnetischer Absperrventile dicht. Bei einem anschließend durchgeführten Brandversuch am Unfallfahrzeug funktionierte das Sicherheitskonzept mit programmiert abblasenden Ventilen einwandfrei. Dem ADAC zufolge bestand zu keiner Zeit Explosionsgefahr.
Für den seltenen Fall eines Autobrands sind die von den Umrüstungsbetrieben verbauten Tanks bis zu einem Überdruck von bis zu 30-35 bar geprüft (Abpressdruck ca. 60-90 bar). In Abhängigkeit der verbauten Tankart ist entweder ein separates Überdruckventil oder ein in das Multiventil integriertes Überdruckventil verbaut. Dieses öffnet bei einem Druck von ca. 25-28 bar, wodurch sichergestellt ist, dass das Autogas im Brandfall kontrolliert abgelassen wird. Eine Explosion des Tanks wird damit praktisch ausgeschlossen.
Flüssiggaslagerbehälter-Anlagen sind überwachungsbedürftige Anlagen nach der Betriebssicherheitsverordnung und müssen daher vor der Inbetriebnahme durch eine zugelassene Überwachungsstelle sowie danach in bestimmten Fristen wiederkehrend geprüft (Gasanlagenprüfung) werden. Diese Prüfungen werden in Deutschland z. B. vom TÜV (Technischer Überwachungsverein) vorgenommen, der auch die für die Kfz-Zulassungsstelle erforderlichen Unterlagen ausstellt. In Österreich und der Schweiz sind die äquivalenten Einrichtungen zuständig. Bei einer Umrüstung durch eine Fachwerkstatt ist die TÜV-Prüfung in der Regel Bestandteil des Angebots, d. h. Sie erhalten ausschließlich zulassungsfähige Fahrzeuge übergeben. Umrüstungen im Ausland führen hier immer wieder zu bösen Überraschungen bei der Zulassung.
Doch auch beim Betrieb eines Kraftfahrzeugs mit Autogas Antrieb sind die Bestimmungen der Betriebssicherheitsverordnung hinsichtlich des Explosionsschutzes zu beachten. Für Autogas gilt die DIN EN 589. Besondere Maßnahmen sind erforderlich, wenn Fahrzeuge mit Autogas Antrieb in Kellern oder Tiefgaragen abgestellt werden, da Autogas schwerer als Luft ist und sich in Vertiefungen in Form von Pfützen ansammeln kann. Da Autogas geruchlos ist, ist dem an der Tankstelle verkauften Autogas ein Geruchsstoff beigegeben. Dadurch können Flüssiggas-Ansammlungen leichter bemerkt werden. Bereits seit 1998 hat sich innerhalb der meisten Garagenverordnungen der einzelnen Bundesländer durchgesetzt, dass es grundsätzlich erlaubt ist, mit Autogas-PKW in Tiefgaragen zu fahren. Lediglich in Berlin, Bremen und dem Saarland gelten einige Einschränkungen. Selbst innerhalb Österreichs sind die Verordnungen nicht einheitlich, da diese in die Kompetenz der Bundesländer fallen. Genaueres dazu erfahren Bewohner dieser Bundesländer bei Ihrer Kfz-Zulassungsbehörde. Bei privaten Tiefgaragen ist entsprechende Hinweisschilder zu beachten bzw. Absprachen mit der Hausverwaltung zu treffen, Tiefgaragen dem Hausrecht des Garagenbesitzers zu unterstehen. Gerade bei Duplex-Garagen kann es in den Vertiefungen zu Ansammlungen von Autogas kommen, wenn in Unfallsituationen in der Garage Autogas austritt.
3. Treibstoffkosten Autogas
Wegen den überwältigenden Vorteilen von LPG Autogas ist es als Kraftstoff in einigen europäischen Staaten (wie B, F, GB, I, NL, PL...) etabliert. In Deutschland hat es eine wachsende Bedeutung in der Industrie und im Flottenmanagement. In Zeiten ständig neuer Höchststände beim Rohöl ist die Autogas-Umrüstung aber auch in Deutschland immer beliebter. Autogas-Kraftstoff (LPG / Flüssiggas) ist in Deutschland bis Ende 2018 steuerbegünstigt (durch Juni 2006 vom Deutschen Bundestag beschlossene Steuerbegünstigung für Alternativ-Kraftstoffe). In Österreich gibt es seit 2007 eine Steuerreduktion nur für Erdgaskraftstoff. In der Schweiz ist LPG Autogas seit 2008 steuerbegünstigt. Der Liter Autogas kostet in Deutschland derzeit zwischen 46 und 76 Cent, wobei Autogas in Norddeutschland meist etwas teurer ist als in Süddeutschland.
Siehe auch Preise und Kosten.
4. Tankstellen-Netz Autogas
Autogas kann an gängigen Tankstellen getankt werden, sofern diese eine Autogaszapfanlage installiert haben (Tanksysteme siehe Technik von Autogas-Fahrzeugen). Halter von Autogas Fahrzeugen erkennen Tankstellen mit Autogaszapfanlage am europaweit gebräuchlichen Schild (Liquefied Petroleum Gas) oder am Schriftzug "Autogas".
Zur Zeit gibt es rund 6.688 Tankstellen mit Autogaszapfanlagen in Deutschland (Stand Januar 2014). Inzwischen reagieren die Tankstellenbetreiber aber auf die steigende Nachfrage nach LPG Autogas und rüsten ihre Tankstellen zunehmend mit Autogaszapfanlagen aus (auch an den sehr großen Gasflaschen zu erkennen). Bis Mitte 2011 ist in Deutschland daher mit einer Anzahl von etwa 6.300 Tankstellen zu rechnen.
Informationen zur Versorgungslage finden Sie auch im Autogas Tankstellen-Finder.
5. Versorgungssicherheit
Der ukrainisch-russische Gas-Streit im Januar 2009, in dessen Folge in ganz Europa kurzzeitig das Erdgas knapp wurde, hat viele Bürger verunsichert. Doch Lieferengpässe brauchen Autogas-Fahrer nicht zu befürchten. Die Versorgungslage ist beim Flüssiggas äußerst gut. Ausreichend Vorräte sowie laufender Nachschub sind gesichert. Uns [in Deutschland] kann niemand die Pipeline absperren, sagt Robert Schneiderbanger, Geschäftsführer vom Deutschen Verband Flüssiggas e. V. (DVFG) in Berlin. Die deutsche Flüssiggas-Versorgung und damit auch die Versorgung mit Autogas-Kraftstoff wird aus mehreren Quellen gespeist. Wie bereits in der Einleitung beschrieben, ist Flüssiggas zum überwiegenden Teil ein natürlich vorkommender Rohstoff, der im Rahmen der Erdgas- und Rohölförderung, besonders bei der Förderungen in der Nordsee, gewonnen wird und sich grundlegend von Erdgas (CNG) unterscheidet. Außerdem fällt es als Abfallprodukt bei der Rohölverarbeitung in inländischen Raffinerien an. Damit hängt die Versorgung der Deutschen nicht von russischen Erdgas-Importen sondern eher von Erdöl-Lieferungen ab. Letztere gelten angesichts der jüngsten Entwicklung im Irak als sicher.
Die im DVFG organisierten Flüssiggas-Unternehmen haben zur Steigerung der Versorgungssicherheit zudem eine bundesweite Infrastruktur aus Seeterminals, Großlägern, Bahnkessel- und Tankwagen-Flotten aufgebaut. Dadurch steht Autogas-Kraftstoff auch bei längerfristigen Erdöl-Lieferengpässen zur Verfügung.
*Quelle: ADAC Heckcrash und Brandtest